Klaus von Bismarck Preis 2010Prof. Dr. Torsten Meireis erhält den Klaus von Bismarck-Preis des Jahres 2010„Wenn wir von Arbeit sprechen, dann hat jeder dazu ein eigenes Bild im Kopf.“ Was die Laudatorin Katrin Göring-Eckhardt, Präses der EKD-Synode und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, damit meinte, wurde bei der Verleihung der Preisurkunde im Haus des WDR in Köln schnell deutlich: vom Kohlenstaub geschwärzte Gesichter der Bergleute, Ford-Arbeiter am Band in Köln, die Arbeiterklasse in der DDR. Diese alten Bilder spiegelten allerdings die heutige Arbeitswelt kaum mehr wider. Wie mit den Bildern im Kopf sei es auch mit den Zugängen zu dem sich veränderten Arbeitsbegriff. Dort seien Neudefinitionen längst überfällig. In Einzelpapieren sei das durch die EKD zwar erfolgt. Prof. Meireis habe aber nun mit seiner theologisch-ethischen Studie eine bisher fehlende grundlegende Arbeit vorgelegt. Ein künftiges Standardwerk, darin war sich Göring-Eckhardt sicher. Und eine Arbeit, die würdig sei, mit dem Klaus-von-Bismarck-Preis ausgezeichnet zu werden. Akzente in der gesellschaftlichen Debatte setzen, das wolle die Stiftung Sozialer Protestantismus mit ihrer Tätigkeit erreichen. Das hatte Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, zuvor mit Nachdruck betont. Die Vergabe des neu geschaffenen Klaus-von-Bismarck-Preises sei dabei ein Instrument. Es gehe darum, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den sozialen Frieden zu stützen. Wieder stärker an die sozialen Prägekräfte des deutschen Protestantismus zu erinnern, dessen Grundgedanken ja das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft inhaltlich maßgeblich mit bestimmt hätten, sei da der Weg. Das Anliegen der Stiftung, angesichts der Herausforderungen in Wirtschaft und Arbeitswelt protestantische Richtungsimpulse zu geben, sei mit der nun ausgezeichneten Habilitationsschrift in hervorragender Weise gelungen. In seiner Dankesrede fokussierte Prof. Meireis die zentralen Thesen seiner Arbeit und machte deutlich, dass die Grundpositionen der protestantischen Sozialethik „modernefest“ und gerade in der aktuellen Diskussion um die gesellschaftlichen Veränderungen der Arbeitswelt mehr denn je notwendig seien. Drei Handlungsfelder, sogenannte „Suchlichter“ zur Gestaltung der Zukunft, führte er dazu beispielhaft an. Angesichts der „Prekarisierung der Arbeit“ befürchtet er eine Veränderung des bürgerschaftlichen Engagements, die das soziale Band in der Gesellschaft bedrohe. Ebenso bestehe dringender Handlungsbedarf im Bildungsbereich, um der wachsenden Ungleichheit bei den Bildungschancen zu begegnen. Und letztlich sei das derzeitige Erleben „des ungebremsten Weges einer Wachstumskonjunktur“ etwas, das den protestantischen Geist wachrufen müsse. Im Kampf gegen das „bigger, faster, more“, seien Christen aufgerufen, Einspruch zu erheben. Die Preisverleihung am 23.03.2010 fand im Funkhaus des WDR in Köln statt. Für den Sender, dessen Intendant Klaus von Bismarck lange Jahre war, betonte die stellvertretende Intendantin, Frau Michel, in ihrem Grußwort das allseits anerkannte verantwortungsvolle Wirken des Christen Klaus von Bismarck in diesem Amte. Für die Familie erinnerte der Sohn des Namensgebers Gottfried von Bismarck an die Lebensstationen und zahlreichen kirchlichen und öffentlichen Ämter und Aufgaben seines Vaters. Geprägt durch die Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur und den 2. Weltkrieg habe er sich als „Preuße und Wehrmachtsoffizier“ dem Aufbau eines freiheitlichen, sozialen und demokratischen Gemeinwesens in besonderer Weise verpflichtet gefühlt. In seinem Schlusswort verwies der Vorsitzende der Stiftung, Landesbischof i.R. D. Hirschler, auf den Beziehungszusammenhang von Erfolg, Misserfolg und Anfechtung, letztere nach Luther ja ein ständiger Begleiter all unseres Wollens und Tuns. In diesem Sinne dankte er allen Beteiligten. Mit ihnen und den Gästen freue er sich über diese erfolgreiche Preisverleihung. Alle Beiträge sind in einer Broschüre dokumentiert und auch zu finden unter
KvB-Preis 2010 |